Insgesamt sinkt zwar die Zahl der Direktvermarkter, allerdings nur der Anteil von Direktvermarktern, wo die Direktvermarktung nur untergeordnet oder „nebenbei“ betrieben wird. Es steigt die Zahl der Direktvermarktungsbetriebe, wo die wirtschaftliche Bedeutung der Direktvermarktung höher ist. Es ist somit eine Professionalisierung unter dem Motto „Direktvermarktung wird zunehmend g´scheit oder gar nicht gemacht“, zu beobachten.

Über 4.500 Betriebe sind in Verbänden zusammengeschlossen und 1.600 kontrollierte Betriebe führen die Marke „Gutes vom Bauernhof“ als Nachweis der bäuerlichen Direktvermarktung mit Garantie. Für knapp die Hälfte der Direktvermarkter, das sind über 17.000 Betriebe (oder 13 % aller Landwirte), hat die Direktvermarktung eine große Bedeutung. Der durchschnittliche Einkommensanteil durch die Direktvermarktung beträgt 51 % des landwirtschaftlichen Einkommens. Für etwas unter 19.000 Betriebe (14 % aller Landwirte) spielt die Direktvermarktung wirtschaftlich keine so große Rolle, wobei aber der Anteil am landwirtschaftlichen Einkommen dennoch im Durchschnitt 17 % ausmacht.

Dass Direktvermarktung Arbeitsplätze im ländlichen Raum sichert steht außer Frage. Basierend auf den Angaben der Direktvermarkter, die gefragt wurden wie viele Arbeitsplätze es mit bzw. ohne Direktvermarktung auf ihrem Betrieb gibt bzw. gäbe, zeigt, dass im Durchschnitt 0,88 Vollzeitarbeitskräfte zusätzlich beschäftigt werden. Hochgerechnet auf gesamt Österreich (Basis 135.000 Betriebe) schafft die Direktvermarktung damit rund 31.000 Arbeitsplätze auf Österreichs Bauernhöfen.

Produkte der Direktvermarktung
An der Spitze der Produkte in der Direktvermarktung liegen
Fleisch und Fleischerzeugnisse (40 %), wobei die Tierarten Rind und Schwein überwiegen. Diese Produktgruppe hat eine sehr
große finanzielle Bedeutung für die Landwirte. Investitionen für die Fleischdirektvermarktung sind aufwändiger und die
Fleischdirektvermarktung wird daher mit mehr Konsequenz und größerer wirtschaftlicher Bedeutung für den Betrieb ausgeführt.

Mit einem Anteil von etwa 28 % sind die Direktvermarkter von Milch und Milchprodukten zwar gut vertreten, aber die erwirtschafteten Einkommensanteile sind im Verhältnis zum gesamten landwirtschaftlichen Einkommen eher untergeordnet. Milchdirektvermarktung bzw. die Produktion von Milcherzeugnissen wird auch im kleinen Umfang praktiziert und damit ist die wirtschaftliche Bedeutung der Direktvermarktung von Milch und Milchprodukten geringer.

Die Direktvermarktung insgesamt zeichnet sich nach wie vor durch eine vielfältige Produktpalette aus
und die Direktvermarkter verteilen sich auf viele verschiedene Produktgruppen. In Fortsetzung der Produkte folgen Wein 17 %,
Eier 15 %, Obst- und Obstprodukte 15 %, Fruchtsäfte (12 %), Spirituosen (11 %), Getreide und Getreideerzeugnisse
(7 %), Brot und Backwaren (7 %), Gemüse (7 %). Alle anderen Produktgruppen wie Kartoffel, Öle, Holz, Imkereiprodukte,
Fisch, Getreide, Most, etc. erreichen Werte bis 5 %.
Zulegen konnten in den letzten Jahren vor allem Betriebe mit Wein,
Obst und Obsterzeugnissen, ebenso wie Spirituosen, Getreide und Getreideerzeugnisse sowie Eier.

Bezüglich Vermarktungswege zeigt sich ebenso eine große Vielfalt. Die meisten Betriebe setzten auf mehrere Vermarktungsformen, um ihre Produkte erfolgreich an ihre Kunden zu bringen. Der Ab Hof-Verkauf ist mit 77 % am wichtigsten. Es folgen die Zustellung (18 %), Belieferung von Gastronomie (16 %) und Lebensmitteleinzelhandel (14 %), sowie der Bauernmarkt (13 %) und Bauernladen (9 %). Das Internet liegt mit 7 % Bedeutung an 8. Stelle.

Bei der Belieferung von Gastronomie und Lebensmittelhandel gab es in den letzten Jahren Zuwächse und auch die Vermarktung
über das Internet und an Heurige bzw. Buschenschänker hat zugenommen.
Klar ist, je größer die Bedeutung der Direktvermarktung für den
Betrieb, umso mehr Vertriebswege werden genutzt.

Halbe-Halbe
Die Zuständigkeiten für die Direktvermarktung sind fast gleichverteilt, mit einem
leichten Überhang liegt die Zuständigkeit häufiger bei der Bäuerin. Je größer die Bedeutung der Direktvermarktung für den Betrieb ist, umso
eher sind Bäuerin und Bauer gleichermaßen zuständig .

Zukunft der Direktvermarktung
Die Direktvermarkter sehen grundsätzlich eine sehr positive Entwicklung
und untermauern gleichzeitig das Bild von der „Professionalisierung“. Für 39 % der Betriebe hat die Bedeutung der Direktvermarktung
zugenommen, für 46 % ist die Bedeutung gleich geblieben und für 15 % hat die Bedeutung der Direktvermarktung abgenommen. Noch
deutlicher werden die Ergebnisse wenn man nur die Intensiv-Direktvermarkter betrachtet: 55 % geben eine Zunahme der Bedeutung der
Direktvermarktung an, bei 38 % ist sie gleich geblieben und nur für 8 % nimmt die Bedeutung ab.
Den wichtigsten Grund
für die Zunahme sehen die Direktvermarkter in der stärkeren Nachfrage seitens der Konsumenten (82 %), ein Drittel führt sie
auf ihre verstärkten Verkaufsaktivitäten zurück, 31 % auf ein erweitertes Produktangebot und 30 % auf eine Konzentration auf eben
diesen Betriebszweig.

Für die Zukunft sehen die Direktvermarkter im Ab-Hof-Verkauf die größten Chancen bzw. Potenziale. Nicht weit
dahinter sehen die Landwirte im Internet das größte Entwicklungspotenzial, gefolgt vom Zustelldienst und Bauernladen &
Bauernmarkt. Gastronomie und Lebensmitteleinzelhandel liegen schon eher zurück - vielleicht auch wegen der hohen Anforderungen an Qualität,
Menge, ständiger Verfügbarkeit und Flexibilität.
6 % aller Landwirte denken über einen Einstieg in die Direktvermarktung nach.
Als Gründe dafür werden am meisten die fairen Preise, die höhere Wertschöpfung, die Erzielung von zusätzlichem Einkommen und
die Sicherung des Arbeitsplatzes am Bauernhof, genannt.
Quelle: keyQuest Studie 2016